Ein spannendes Wahlkampf-Instrument, welches häufig übersehen wird, sind Leserbriefe. Leserbriefe sind hervorragende Gelegenheiten, um politische Statements auf subtile und zugleich sehr effektive Weise zu vermitteln. Gewürzt mit einer passenden emotionalen Färbung sind Leserbriefe ein äusserst vielseitiger Weg, um bestimmte Aktionen im Wahlkampf zu setzen.
Ein guter Leserbrief kann auf viele verschiedene Arten genutzt werden:
- die persönliche Meinung des Politikers zu einem Thema vermitteln
- als Reaktion auf Handlungen eines Konkurrenten
- Äusserung zu einem polarisierenden Thema
- Lob einer anderen Person
- und viele mehr
Besonders spannend ist, dass ein Leserbrief im nicht-redaktionellen Bereich einer Zeitung untergebracht wird. Generell sind Leserbriefe kostenlos und je polarisierender und emotionaler diese gestaltet sind, umso besser.
In den grossen schweizer Tageszeitungen wie der Neuen Zürcher Zeitung kann man normaler Weise nicht ohne Weiteres einen Leserbrief mit freiem Thema unterbringen. Hier sollte ein grundsätzlicher Bezug zu einem Inhalt herstellen, der tatsächlich einmal im jeweiligen Blatt erschienen ist. In kleineren Zeitungen ist das aber gar nicht nötig. Dort kann man auch ohne Bezug seine Meinung zum besten geben – dabei gilt: Je mehr das Thema emotionalisiert und je mehr Menschen es betrifft, umso grösser die Chancen, abgedruckt zu werden.
Wie kann man einen Leserbrief gestalten?
Ein Leserbrief dient in erster Linie dazu, dem Verfasser über ein bestimmtes Thema Luft zu verschaffen. Beliebt sind etwa Themen wie: «Touristen, die den Einheimischen die Parkplätze vor der Nase wegschnappen», oder etwa ein Lob oder eine Kritik gegenüber einer Persönlichkeit. Grundsätzlich ist es auch denkbar, Klatsch oder Gerüchte zu verbreiten. Sind diese gar unwahr, begibt man sich indirekt auch in den Bereich von Fake News. Als Politiker wiederum kann man die Möglichkeit von Leserbriefen nicht zuletzt auch dafür nutzen, auf wichtige Themen hinzuweisen und sich Gehör zu verschaffen.
Das sind einige Möglichkeiten, einen Leserbrief zu gestalten:
- Der Kandidat verfasst einen Brief und äussert sich zu einem zur Agenda passenden Thema. Dies gibt ihm die Möglichkeit, sich in eine Debatte einzubringen, auch wenn er von den Medien gar nicht konkret befragt wird.
- Auch wenn ein Kandidat von einer Person (Pseudonym) in den Himmel gelobt wird, oder dessen erbrachten Verdienste oder auch anerkannte Standpunkte hervor gestrichen werden, kann ein Leserbrief sehr wirksam sein.
- Nicht zuletzt wäre auch denkbar, wenn Leserbriefe von Menschen erscheinen, welche die Konkurrenz denunzieren.
Einige Grundregeln für das verfassen effektiver Leserbriefe
Ein Leserbrief soll grundsätzlich natürlich wirken und persönlich formuliert werden. Darüber hinaus gibt es einige weitere Regeln, die beim Veröffentlichen von Leserbriefen bedacht werden sollten:
- schreibt ein Kandidat selbst, dann gilt die Regel: Je länger es noch bis zur Wahl dauert, umso frecher, schärfer darf der Ton sein. Denn je näher der Wahltag rückt, umso wichtiger ist es, tatsächlich aufzufallen. Und mit steigender Wahlkampf-Intensität müssen auch in Form von Leserbriefen mehr und mehr alle Register gezogen werden.
- beweisen Sie Humor: Grundsätzlich kommt Humor immer gut an – und das gilt ganz besonders auch für Leserbriefe. Je humorvoller diese Formuliert sind, umso einprägsamer, und umso souveräner wirkt der Verfasser.
- in der Kürze liegt die Würze: Bei einem Leserbrief sollte man die zentrale Botschaft vermitteln. Und je weniger Worte man hierfür benötigt, umso besser wird das funktionieren.
- ein klares Thema: Vermeiden Sie unbedingt, mehr als ein Thema unterzubringen. Denn das verwirrt nur, und verhindert so vielleicht konkrete Reaktionen.
- vermeiden Sie Sarkasmus: Sarkasmus und Ironie sind Dinge, die zwar in vielerlei Situationen hervorragend wirken können – bei gedruckten Worten gehen solche Schüsse aber meist nach hinten los. Denn Sarkasmus ist schwierig zu erkennen und unklar.
Im Gespräch bleiben durch Leserbriefe
Ein Leserbrief ist dann wirklich erfolgreich, wenn es gelingt, dass jemand explizit auf ihn antwortet. So erreichen Sie die grösste Aufmerksamkeit und erhalten vielleicht sogar eine weitere Gelegenheit für eine Stellungnahme. So kann ein einzelner Leserbrief mitunter für sehr viel Echo sorgen, und Ihnen Gelegenheit bieten, laufend im Gespräch zu bleiben. Manchmal ist es vielleicht gar nützlich, hierbei nachzuhelfen: So könnte etwa ein Kollege oder Freund eine Stellungnahme zu Ihrem Leserbrief in seinem Namen veröffentlichen und so eine Diskussion in Gang setzen.
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